Terrarienhaltung ist Qualhaltung

Zoogeschäfte und Baumärkte haben sie häufig ganzjährig im Angebot:
Kleine europ. Landschildkröten mit allem Zubehör, was der Handel so bieten kann. Angefangen beim Glasterrarium über die obligatorische Heizmatte, trockene Buchenspäne als Einstreu, UV- und Wärmelampen, ein Holzhäuschen für die Nacht, Plastikpflanzen zur Dekoration usw. …

Dazu noch fix Vitaminpräparate und Schildkrötenalleinfutter in Form von proteinhaltigen Pellets sowie den vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen, dass man Schildkröten allein halten könne, sie keinen Winterschlaf machen müssen und am liebsten Salat und Obst fressen würden (letzteres trifft leider häufig genug zu, ist aber absolut schädlich).

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Nicht artgerechte Terrarienhaltung trotz techn. Aufwand / Foto: Alex S.
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Alltop-Frühbeet mit Wärmelampe! So sieht artgerechte Schildkrötenhaltung aus! (fehlt nur noch der automatische Fensterheber)

Und somit setzt sich dann das allmähliche Dahinsiechen eines Landschildkrötenbabies fort, denn schon die Haltung im Geschäft war Tierquälerei! Gewonnen hat hier nur der Händler.

Warum ist das so?

Nun, eines müssen wir uns immer wieder vor Augen halten: Schildkröten sind instinktgesteuerte Wildtiere und in keinster Weise fähig, sich anzupassen. Diese Entwicklung dauerte Jahrmillionen und ist nicht durch die Heimtierhaltung über den Haufen zu werfen. Wir sind in der Pflicht Bedingungen zu schaffen, die es unseren Schützlingen ermöglichen, so gesund und artgerecht wie möglich aufzuwachsen und zu leben.
Schildkröten verfügen nicht über eine Gesichtsmuskulatur, welche uns ihren Gemütszustand kundtun kann. Ihr Leiden ist still, sie haben kaum eine Möglichkeit der Schmerzäußerung, auf welche wir reagieren könnten. Also müssen wir von vornherein optimale Bedingungen schaffen.
Wildtiere leben nicht in Häusern, sondern unter freiem Himmel!

Thh
0,1 Thh, spiegelglatt gewachsen, vor ihrem Unterschlupf im Freigehege
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Höckrige Thh aus Terrarienhaltung

Gerade kleine Landschildkröten suchen den Kontakt zu gleichaltrigen Artgenossen. Das erlaubt eine artspezifische Prägung und erhöht den Schutz vor Fressfeinden. Daher sind immer mindestens zwei Tiere der gleichen Art und Unterart zu halten, welche sich bei Bedarf aber auch aus dem Weg gehen können müssen. Ab der Geschlechtsreife ist sogar ein Verhältnis von drei Weibchen je Böckchen zu empfehlen.
Ein Terrarium bietet hier nicht genügend Platz. Was für Jungtiere vielleicht noch groß genug erscheinen mag, wird für heranwachsende und adulte Tiere zur qualvollen Enge. Stress ist die Folge und führt zu herabgesetzter Immunabwehr, Krankheiten und schließlich zum Tod.
Beim Versuch des Ausbrechens laufen die Tiere tagein, tagaus an den Scheiben entlang, da sie diese nicht als Hindernis erkennen können.

Enge erzeugt also Stress.

In der Natur erleben Schildkröten nicht nur jahreszeitlich bedingt Temperaturunterschiede, sondern auch ein deutliches Gefälle der Tages- und Nachttemperaturen. Das ist mit bis zu 25 Grad Unterschied im Habitat aber in der Wohnung nicht zu realisieren. In der Folge wachsen die Landschildkröten durch mangelnden Luftaustausch in den Glasterrarien viel zu warm auf, was zu unnatürlich schnellem Wachstum führt.

Es kommt nun schon zu irreparablen Schäden der Knochen und der inneren Organe. Bedingt durch zu hohe Temperaturen im Terrarium trocknet das Substrat zu schnell aus, eine Heizmatte tut ihr übriges.
Dieser Feuchtigkeitsmangel führt zu vermehrtem Wachstum und in dessen Folge zu Höcker- und Missbildungen sowie massiven Nierenschädigungen. Gicht ist bei solchen Tieren ihr kurzes Leben lang ein täglich schmerzvoller Begleiter! Zeigen können uns die Schildkröten das leider nicht und so ertragen sie stumm ihr Leid bis zum Tode.

Doch nicht nur Trockenheit und zu viel Wärme führt zu Missbildungen und Krankheit, auch ein Mangel an natürlichem UVA und UVB Licht ist gesundheitsschädlich.

Hier empfiehlt der Handel entsprechende Lampen, welche allerdings häufig ausgetauscht werden müssen und damit recht kostspielig sind. Ferner können sie bei falscher Montage zu Netzhautverbrennungen an den Augen der Tiere führen. Auch noch so teure Lampen ersetzen das natürlich Sonnenlicht nicht!

Fazit: Selbst mit noch so großem technischen Aufwand und erheblichen finanziellen Kosten ist eine artgerechte Haltung im Terrarium auf die Dauer nicht möglich!!!

Schwere Erkrankungen der Landschildkröten sind dann unvermeidbar. Eine artgerechte Haltung dieser Wildtiere ist nur in einem sonnigen Freilandgehege mit beheiztem Frühbeet oder Gewächshaus möglich.

Dort ist deutlich mehr Platz vorhanden, es gibt ein natürliches Temperaturgefälle, die nötige Luft- sowie Bodenfeuchtigkeit, kostenlos natürliches Sonnenlicht und sich dann auch artgerecht verhaltene Landschildkröten.
Eine Terrarienhaltung ist nur im Krankheitsfall zu rechtfertigen.
Auch hätte ich weniger Bedenken, wenn in klimatisch ungünstigen Lagen Schlüpflinge nach einer dreimonatigen Starre noch für einen Monat im Innengehege gehalten werden, ehe man sie dann ab spätestens Ende März in ein beheiztes Frühbeet überführt. Das sollte aber wirklich nur die Ausnahme sein, bedenken Sie doch bitte, das auch die kleinen Schildkröten im Habitat den gleichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind wie die adulten Tiere. Ich persönlich habe noch nie ein gesundes Tier aus reiner Terrarienhaltung gesehen, welches älter als 10 Jahre wurde! Gequälte Schildkrötenkrüppel gibt es in deutschen Wohnzimmern jedoch tausendfach.

Resultate der Terrarienhaltung

Im Folgenden sehen Sie einige Resultate der Terrarienhaltung. Derart lebenslang entstellte und kranke Tiere können doch nicht Sinn einer Wildtierhaltung sein!

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