Nun ist es fast ein Jahr her, dass die Katastrophe begann…
Ein langes Jahr, ein trauriges Jahr, ein arbeitsreiches Jahr bis in den Dezember hinein.
Mein Augenmerk auf den Neubeginn lag im vergangenen Jahr eindeutig auf der Gestaltung des Geheges.
Nachdem ich das Haus mehrfach auch chemisch desinfiziert hatte und meine Nachzuchten aus 2016 dort eine sichere Unterkunft fanden, galt es, das Gehege zu desinfizieren – sofern das überhaupt möglich ist – und neu zu gestalten. Große und holzige Pflanzen sind der Brandkalkung nicht zum Opfer gefallen, wohl aber die meisten Futterpflanzen und weichen Kräuter. Das habe ich zum Anlass genommen, im Spätsommer, nachdem die Sonne ganze Arbeit leisten konnte ( das Virus wird von UV-Licht zerstört) das Gehege neu zu gestalten. Ich ließ mehrere Kubikmeter Mutterboden und später Schotter anliefern und bedeckte den gesamten Gehegeboden neu mit einer Schicht aus Erde und Schotter zwischen 5cm und 10cm Höhe. Der größere Teil hat nun einen Schotterbelag, Flächen für die Aussaat von Futterpflanzen nur Mutterboden. Der Emys Teich wurde neu eingezäunt, denn in den alte Palisaden hätte noch das Virus existieren können.
Und zwischendurch immer wieder der Blick in ein leeres Gehege….
Im Herbst ging ich dann los und grub Wildkräuter aus um sie in mein Gehege zu setzen.
Da waren ganz einfache Pflanzen wie Klatschmohn, Wegerich, Luzerne, Wiesenpippau etc. gefragt.
Aus Erfahrung weiß ich, dass größere Pflanzen eher eine Chance auf Reifung haben als frisch eingesäte Futterpflanzen, die kaum eine Höhe von 10cm erreichen, da sie bereits vorher gezielt gesucht und abgeweidet werden.
Doch die unschönen Ereignisse sollten noch nicht zu Ende sein…
Anfang November winterte ich nun auch meine Nachzuchten ein. Alle hatten sie den Sommer gut überstanden, einige sind sogar explodiert, andere schön langsam gewachsen. Ein Baby aber mickerte vor sich hin und nahm von 22 Gramm auf 18 ab!
Sollten die Tiere doch infiziert sein, trotz räumlicher Trennung und peinlich genau bedachtem Umgang?
Das Tier war extrem schwach und hatte eingefallene Augen, es würde die Starre nicht überleben, aber wahrscheinlich auch keine warme Überwinterung.
Ich überwand mich und ließ dieses meiner Ansicht nach todgeweihte Tierchen einschläfern und per Express zur pathologischen Untersuchung einschicken.
Sollte das Virus meine Nachzuchten befallen haben, dann am Ehesten die Schwächsten.
Nun hieß es erst einmal wieder warten. Die Anderen gingen in den Kühlschrank.
Was sollte ich machen, wenn der Befund positiv lautete?
Das Schicksal meinte es semi gut mit mir und schaffte Ablenkung:
Nach 20 Jahren ging die Folie des Emys Teiches kaputt und er verlor zügig Wasser.
Großartig!
Wollte noch jemand einen Kübel Scheiße über mir auskippen?! Bitte sehr, ich stand parat!
Nun mußte es schnell gehen.
Ich fing die bereits am Grund starrenden Emys nach und nach heraus und verbrachte sie in einen alten Flaschenkühlschrank, dann musste ich für etwa 120 Goldfische jeglicher Größe neue Besitzer finden. Das war das Schwierigste. Ich versprach den neuen Besitzern jeweils 20 Fischlein und kippte locker 40 in deren Teiche….man sehe es mir nach, wo sollte ich damit hin und Faunenverfälschung betreibe ich nicht!
Als der Teich leer war, faste ich einen Entschluss. Zugunsten der neuen Thh Gruppe würde ich die Emys-Haltung aufgeben. Sie werden im Frühjahr 2018 zu einem Freund nach Mecklenburg-Vorpommern umziehen und dort in einer noch viel größeren und schöneren Teichanlage leben.
Mein Teich sollte neugestaltet und deutlich verkleinert werden, denn ganz auf Wasser möchten wir hier nicht verzichten!
Und so wurde innerhalb von 3 Wochen ein flacher Kiesteich gebaut, den die Landschildkröten zum Trinken und Baden nutzen können ohne Gefahr laufen zu müssen, dass sie darin ertrinken könnten.
Nach Wegehaupt durchlaufen Landschildkröten auch kleine Bäche unter Wasser ohne Schaden zu nehmen. Ertrinken könnten sie nur, wenn sie an die tiefste Stelle laufen würden und dort auf das Ertrinken warten würden. Das erscheint mir doch eher unwahrscheinlich. Es soll so naturnah wie möglich gestaltet werden und nun misst mein Gehege stolze 125qm, eingefasst mit einer Bruchsteintrockenmauer, welche von mit mediterranen Kräutern bepflanzten Pflanzsteinen unterbrochen ist.
Und nun sollten die schlechten Nachrichten auch mal ein Ende haben!
Der ausstehende Befund der Pathologie kam und siehe da: Herpes negativ!!!
Das Tier litt an Leber- und Nierenproblemen.
Das Virus konnte in keinem Organ nachgewiesen werden.
Warum hätten auch meine adulten Tiere innerhalb von 3 Wochen alle sterben und meine Nachzuchten nicht mal erkranken sollen?!
Dennoch hat dieses Stück Papier für mich unermesslichen Wert!
Ich kann gelöster in diesem Jahr wieder mit der Haltung einer neuen Gruppe Testudo hermanni hermanni beginnen und vielleicht gelingt es mir dann auch irgendwann einmal, nicht bei jedem Schniefen oder Schmatzen der Tiere zusammenzuzucken und Schweißperlen auf der Stirn zu bekommen.
Aus dem Freundeskreis sind mir mehrere Tiere zugesichert worden.
Ein Quarantäne-Frühbeet steht bereit, alle Tiere sind im letzten Jahr bereits bei den Vorbesitzern getestet worden und werden hier noch einmal getestet, so nur 1 Testergebnis vorliegt.
Aber eines muss dennoch klar sein: eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht!
Will ich Schildkröten halten, muss ich mit dem Schlimmsten rechnen oder ich verzichte ganz auf die Haltung von Landschildkröten.
Das wiederum kann ich mir für mein Leben gar nicht vorstellen.
Ich werde weiter berichten.